77,000 Service Trees von Sri Chinmoy

Picture by Pavitrata - Sri Chinmoy Centre Galleries

Es ist ein einmaliges Projekt, beispiellos in Ausmaß. Es stimmt die Gedichte sind sehr kurz, vielleicht 3-7 Zeilen lang. Sie sind keine Gedichte im klassischen Sinne wie die frühe Poesie Sri Chinmoys. Diese früheren Gedichte, die in Bänden wie ‚Meine Flöte‘ erscheinen, ziehen unsere poetischen Gefühle an, bieten lebendige Erläuterungen spiritueller Erfahrungen durch mehr traditionelle Reim und Metrik. Die anleitenden Aphorismen der 77,000 Service Trees ausgabe sind verschiedener Natur. Sie sind für den spirituellen Sucher bestimmt und den Erfahrungen die während Sadhana ( spiritueller Praxis) auftreten. Für jemanden der spirituelle Praxis nicht ausübt, haben einige Gedichte wenig Bedeutung. Jedoch für jemanden der nach Ermutigung und Anleitung in der Führung eines spirituellen Lebens sucht, sind die Gedichte kleine Weisheitsschätze, die inspirieren und aufmuntern die Essenz von Spiritualität zu leben und zu praktizieren.

Um möglichst viel aus den Gedichten Sri Chinmoys zu gewinnen, braucht man eine gewissen Grad an Empfänglichkeit. Diese Empfänglichkeit ist ein ruhiger und offener Verstand; eine reflektierende Haltung. Empfänglichkeit ist nicht als intellektuelles Verständnis mißzuverstehen. Manchmal braucht die großartigste Philosophie die größte Konzentration um die linguistischen Wirren, die der Poet gestrickt hat, zu enträtseln. Sri Chinmoy versucht bedacht den gegenteiligen Effekt zu erwirken. Die Wörter werden mit der größten Präzision und Zurückhaltung verwendet. Wenn eine Idee mit 4 Wörtern ausgedrückt werden kann, dann schafft Sri Chinmoy keine unnötigen Aufruhr und linguistische Effekte durch den Gebrauch von mehr. Er hat auch die innovative Technik des Gebrauchs von Verbundwörtern angewandt, wodurch mehr mit weniger vermittelt wird. Die Folge ist, daß die service trees einfach zu lesen sind, sie sprechen nicht den intellektuellen Verstand an, sondern direkt das Herz. Der Stil der Gedichte reflektiert teilweise deren Botschaft. – Die Wohltat von Einfachheit, Ruhe und einem offenen Herzen.

Ein unzweifelhafter Bestandteil des Lesens des Service Trees ist, daß man merkt die Worte sprechen zu einem selbst. Ein bestimmtes Aphorismus springt plötzlich als die Antwort auf ein inneres Problem hervor. Ein anderer Aphorismus fühlt sich vielleicht an, wie wenn das eigene Bewußtsein zu einem spricht. Im hinteren Teil unseres Verstands wissen wir das Richtige zu tun, aber oft brauchen wir noch eine Verstärkung unserer guten Gedanken. Im richtigen Rahmen unseres Verstandes können die Service Trees uns helfen, unsere Zweifel, Unsicherheiten und Ängste zu überwinden.

‚Meditation ist keine Meditation wenn sie ein Opfer endloser Gedanken wird.‘

(Vol 36 #35,193)

Gibt es einen Suchenden der während der Meditation nicht von Zeit zu Zeit von Gedanken abgelenkt wird? Wir wissen das während der Meditation keine Gedanken auftauchen sollten, aber dieses Aphorism kann den Effekt haben uns daran zu erinnern und zu inspirieren, die doppelte Mühe zu unternehmen und in kompleter Stille zu meditieren.

„Wenn wir schlecht über andere sprechen, dann treten wir definitiv in unseres Verstandes tiefsten Abgrund ein.

(# 2,114)

Es ist so einfach andere zu kritisieren. Aber Klatsch über andere kann uns nie Glück bringen oder den anderen zu einem besseren Menschen machen. Das Lesen solch eines Aphorismus läßt uns unbehaglich fühlen über das Kritisieren anderer.

Andere Aphorismen lassen uns einfach lächeln:

‚Gott sagt mir, daß mein maßloser Ego-Stolz das lustigste ist, das er je gesehen hat!‘.

(# 35,143)

Christopher Isherwood beschrieb die Bhagavad Gita wie das zuhören einer Universitätsvorlesung, die von Gott gegeben wird. Das Lesen der Service Trees kann uns recht oft das Gefühl geben, ein Gespräch mit Gott zu führen, eine Unterhaltung mit der eigenen Seele. Durch das Lesen der Gedicht werden unsere negativen Gedanken und depressiven Emotionen in unsere Aufmerksamkeit gebracht. Es kann sich anfühlen wie das milde Schimpfen, dafür solche Gedanken zu beherbergen.

Es ist wohl höchst effektiv, weil wir fühlen nicht nur von einem nachtragenden Gott betadelt werden, sondern von einem Stimme, die gleichzeitig liebend und streng ist.

Gott schimpft mich gnadenlos – das bedeutet er liebt und braucht mich wirklich.

(# 35,398)

Während viele Aphorismen falsche Ideen aufzeigen, gibt es auch Gedichte, die versuchen uns zu ermutigen, indem sie die Schönheit und die Freude über die Ausübung des eigenen Sadhana ausdrücken.

Ewigkeit wurde aus Liebe geboren.

(#35,391)

Gott will das ich nur an eines denke: Glück, unermeßliches Glück, unbegrenztes Glück – und den Rest vergesse.

(#35,081)

Ich soll die Welt lieben, Aber ich soll nur mich selbst kontrollieren.

(# 35,057)

Es gibt ein altes, heiliges chinesisches Textstück, I Ching genannt. Mit dem Gebrauch von I Ching visualisiert ein Leser eine Frage in seinem Verstand und wirft dann einige Münzen, um an die entsprechenden Zeilen verwiesen zu werden, die passenden Rat geben. Mit den Service Trees könnte man genauso eine Frage visualisieren und dann per Zufallsprinzip eine Seite aufschlagen. Es ist dann einfach, einem Gedicht auf die Spur zu kommen, das die richtige innere Haltung für ein drückendes Problem anbietet. Mit Problemen ist es nicht so sehr den richtigen Weg einzuschlagen, als vielmehr die Einstellung mit der wir den Schwierigkeiten begegnen, dies ist ein vorstehendes Thema der Service Trees.

Mit der noch nie dagewesenen Menge an Gedichten ist Sri Chinmoy`s Werk schwer zu ergründen. Von einer inneren kreativen Quelle schreiben, scheint er eine endlose Vielfältigkeit zu finden, die selben grundsätzlichen spirituellen antworten. Man möchte fragen, warum soviel schreiben? Sri Chinmoy wird antworten, daß er einfach von innen heraus inspiriert ist, diese Gedichte anzubieten. Jedoch respräsentiert jedes Gedicht einen Einblick in ewige spirituelle Fragen. Und unser Verstand schätzt die Neuheit, die in solch einer Auswahl an Gedichten steckt.

Über seine eigene Poesie schreibt Sri Chinmoy:

‚Über 50,000 Gedichte gehen auf mein Konto. Meine Kritiker krtisieren mich für diese Vielzahl.Sie sagen, ich glaube nur an Menge und nicht an. Sie haben vollkommen recht in ihrer eigenen Weise oder gemäß ihrem eigenen Standpunkt. Ich aber fühle das sowohl Qualität als auch Menge notwendig sind. Ich besuche relativ oft den Supermarkt. Der Supermarkt hat eine Vielzahl an Lebensmitteln, und ich bin in der Lage auszusuchen, was ich brauche oder will. Hätte der Supermarkt nur eine Sache, wäre ich und mit mir Hunderte von Kunden enttäuscht. Somit müssen Qualität und Menge zusammengehen.‘ (1) – Sri Chinmoy

Bevor Sri Chinmoy das Projekt der 77,000 Service Trees anging, vervollständigte er die Serien „10,000 Blumen – Flammen“ und „27,000 Strebsamkeits – Pflanzen“.

References (auf englisch)

(1) Sri Chinmoy discusses his own poetry : Excerpt from Blessingful Invitations From The University-World by Sri Chinmoy. (this talk was published in 1998 the quantity of poems will be closer to 100,000 in 2006)

  1. Seventy Seven Thousand Service Trees Volume 36. (quotes unofficial)

Seventy Seven Thousand Service Trees part 1 at Sri Chinmoy Library.

My Flute by Sri Chinmoy

Article: Richard Pettinger 5th October 2006. Ubersetzung: Matthias Eckerle, Juli 2007.

Photo: Pavitrata Taylor, Sri Chinmoy Centre Galleries